Minne

Minne
Mịn|ne 〈f. 19; unz.〉
1. 〈MA〉 höfischer Frauendienst, das Werben der Ritter um Frauenliebe
2. 〈heute poet. u. altertümelnd〉 Liebe
[<mhd. minne „Liebe“ <ahd. minna „Liebe, Zuneigung, Freude“]

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Mịn|ne, die; - [mhd. minne, ahd. minna, eigtl. = (liebevolles) Gedenken]:
1. (im MA.) verehrende, dienende Liebe eines höfischen Ritters zu einer meist verheirateten, höhergestellten Frau.
2. (altertümelnd) Liebe (1 b).

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I
Minne,
 
bedeutete ursprünglich »Gedenken«, dann »liebendes Gedenken«, schließlich »Liebe«, und zwar sowohl im Sinne der helfenden, erbarmenden Liebe (als Liebe Gottes zu den Menschen und der Menschen zu Gott) als auch der Liebe zum anderen Geschlecht, von der rein geistigen Liebe bis zur ausschließlich sinnlichen Liebe. In der ritterlich-höfischen Dichtung des 12. und 13. Jahrhunderts wird die Minne als überwältigende Erfahrung des Menschen zum zentralen Motiv. In ihr fand die sich neu gestaltende Beziehung zwischen Mann und Frau, insbesondere dem Ritter und der geliebten Dame, ihren Ausdruck. Der Minnesang, die Liebeslyrik, die an Fürstenhöfen, bei wichtigen offiziellen Anlässen, aber auch in manchen Städten von den Minnesängern vorgetragen wurde, entwickelte den Begriff der hohen Minne im Unterschied zur sozial oder ethisch niederen Minne. Die hohe Minne ist eine große ethische Aufgabe für den Liebenden: Anbetung und Verzicht auf die Erfüllung. Später erhielt das Wort Minne den Nebensinn des bloß sinnlichen Genusses, sodass es seit etwa 1500 als unanständig gemieden wurde; erst die Dichter des 18. Jahrhunderts führten es in seiner ursprünglichen Bedeutung wieder in die Dichtersprache ein. - Minnedienst haben heißt heute scherzhaft, sich mit seiner Freundin/Geliebten treffen.
 
II
Minne
 
[althochdeutsch minna] die, -, ursprünglich »Gedenken«, dann »liebendes Gedenken«, schließlich »Liebe«, sowohl im Sinne der helfenden, erbarmenden Liebe (als Liebe Gottes zu den Menschen und der Menschen zu Gott) als auch der Liebe zum anderen Geschlecht, von der rein geistigen bis zur ausschließlich sinnlichen Liebe; als Rechtsbegriff bedeutete Minne im Mittelalter »gütliches Übereinkommen, Versöhnung«.
 
In der ritterlich-höfischen Dichtung des 12. und 13. Jahrhunderts wird die Minne als überwältigende Erfahrung des Menschen zum zentralen Motiv; sie wird mit unterschiedlicher Akzentuierung in Epik und Lyrik zum Ausdruck der mit der höfischen Kultur sich neu gestaltenden Beziehung zwischen Mann und Frau, besonders dem Ritter und der Dame (»vrouwe«). Der Minnesang entwickelte den Begriff der hohen Minne, im Unterschied zur sozial oder ethisch niederen Minne. Die hohe Minne lässt den Dienst für die Geliebte zu einer den Liebenden zum höchsten Ethos verpflichtenden Aufgabe werden (Frauendienst).
 
 
H. Furstner: Studien zur Wesensbestimmung der höf. M. (Groningen 1956);
 D. Wiercinski: M. Herkunft u. Anwendungsschichten eines Wortes (1964);
 P. Dinzelbacher: Über die Entdeckung der Liebe im Hoch-MA., in: Saeculum, Jg. 32 (1981).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Rittertum und höfische Kultur: Vom Krieger zum Edelmann
 
Minnesang und Spruchdichtung: Ideal und Wirklichkeit
 
Troubadours und Trouvères
 
III
Mịnne,
 
George, Baron (seit 1930), belgischer Bildhauer und Grafiker, * Gent 30. 8. 1866, ✝ Sint-Martens-Latem (bei Gent) 20. 2. 1941; studierte zunächst Architektur, dann Bildhauerei in Gent und Brüssel. 1891 ging er nach Paris, wo ihn besonders A. Rodin beeindruckte. 1899 ließ er sich in der Künstlerkolonie Sint-Martens-Latem nieder, 1912 wurde er Professor an der Akademie in Gent. Symbolismus und zeitweilig auch Jugendstil wurden richtungweisend für seine Werke. Minne gestaltete schlanke, vergeistigte Figuren, die in ihren entsinnlichten Formen und zusammengefassten Umrissen zum Teil an spätgotische Plastiken erinnern. Als sein Hauptwerk gilt der 1906 in Marmor ausgeführte Brunnen mit fünf knienden Knaben (Essen, Museum Folkwang). Das Spätwerk ist kompakter im Volumen und stärker an der Natur orientiert. Er schuf auch zahlreiche Zeichnungen und Holzschnitte und übte großen Einfluss auf die Expressionisten aus.
 
 
G. M. en de kunst rond 1900, Ausst.-Kat. (Brüssel 1982).

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Mịn|ne, die; - [mhd. minne, ahd. minna, eigtl. = (liebevolles) Gedenken]: 1. (im MA.) verehrende, dienende Liebe eines höfischen Ritters zu einer meist verheirateten, höher gestellten Frau: die hohe M. (höfischer Dienst als Ausdruck sublimierter, vergeistigter Liebe für die verehrte Frau als Leitideal der höfischen Erziehung); die niedere M. (Befriedigung des Geschlechtstriebs; sinnlicher Genuss). 2. (altertümelnd) Liebe (1 b): man verzeiht sich, alles in M., man lächelt, man scherzt (Frisch, Cruz 84).

Universal-Lexikon. 2012.

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